Das mit den EisbĂ€ren ist schon eine verrĂŒckte Sache: Einerseits ist jeder Spitzbergen-Besucher scharf auf ein EisbĂ€rfoto und will die gewaltigen Tiere unbedingt einmal aus der NĂ€he sehen.
Andererseits unternimmt er alles Mögliche, um die Raubtiere auf Distanz zu halten. Ohne großkalibrige Waffe und effektstarke Signalpistole geht er nicht auf Tour und bei Übernachtungen wird eine Warnanlage errichtet, die ihn auch aus dem tiefsten Schlaf reißt.

Die Funktionsweise einer Waffe ist klar – aber was macht eine EisbĂ€renwarnanlage?

ACHTUNG: Der folgende Text soll nicht als Anleitung fĂŒr geplante Trekkingtouren mit möglichem EisbĂ€renkontakt verstanden werden. Er ersetzt keine ausfĂŒhrliche Beratung und/oder Einweisung in die Handhabung einer solchen Anlage! Wer sich ohne ausgebildeten Tour-Guide oder entsprechendes Wissen außerhalb der Siedlungen Spitzbergens aufhĂ€lt, dort wandert oder zeltet, handelt auf eigene Verantwortung!

Snubblebluss: Die Alarmmine einer EisbÀrenwarnanlage

Snubblebluss: Die Alarmmine einer EisbÀrenwarnanlage

Im Prinzip ist eine Anlage zur Alarmierung bei EisbÀren-AnnÀherung recht simpel: Sie besteht aus Signalminen, Auslösern und Draht.

EisbĂ€ren werden in der Regel durch GerĂŒche angelockt. Daher bietet es sich an, zwei Lager zu errichten, wenn die Topographie (und die AusrĂŒstung) das zulĂ€sst. So können Lebensmittel in einiger Entfernung zum Schlafplatz aufbewahrt werden, Tiere gehen erfahrungsgemĂ€ĂŸ zuerst dorthin.

Im Abstand von mindestens vier Metern werden rund um das Zeltlager Pflöcke in den Boden getrieben, an denen im Anschluss die Minen befestigt werden. FĂŒr ein einfaches Lager mit einem Zelt reichen in der Regel vier Pflöcke und zwei Minen aus.
Jede der beiden Alarmminen wird mittels Stolperdraht, etwa auf Kniehöhe gespannt, mit den zwei Pflöcken ohne Sprengladungen verbunden. Die EisbĂ€ren haben im Laufe der Jahre gelernt, die Alarmanlagen zu umgehen: Sie können darunter her kriechen oder den Stolperdraht einfach ĂŒbersteigen, wenn er nicht korrekt gespannt wurde. Die Spannhöhe des Drahtes ist also entscheidend – kann aber nicht verhindern, dass ein anderes, harmloses Tier einen Fehlalarm auslöst.

Tour-Guide Adela aus Prag hat mit uns eine Anlage zur EisbÀrabwehr aufgebaut, um uns die Funktionsweise zu demonstrieren:

Wird der Sicherungsstift durch einen Zug am Stolperdraht aus dem Auslöser gezogen, zĂŒndet dieser die Mine. Mit einem lauten Knall weckt sie schlafende Personen im Lager und erschreckt, ergĂ€nzt durch ein zusĂ€tzlich abbrennendes Feuerwerk, bestenfalls auch den Eindringling.

Nicht selten kommt es vor, dass beim schlaftrunkenen oder schlicht unachtsamen Gang zur Toilette aus Versehen Alarm ausgelöst wird.
Da die Minen recht teuer sind, ist die Regel einfach: Wer nicht aufpasst, zahlt! Bei einem Preis von etwa 250 NOK (rund 30 Euro) je Ladung ein Spaß, den man sich nicht unbedingt leisten möchte. Ganz davon abgesehen, dass die Nacht fĂŒr alle im Lager zu Ende ist, wenn sie von der Alarmanlage geweckt wurden 


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3 Kommentare zu “Was macht eigentlich … eine EisbĂ€renwarnanlage?”

  1. Andreas sagt:

    Mir stellte sich spontan die Frage, was man fĂŒr Theta in der „Arctic Time“-Formel einsetzen muss, um die optimalen Winkel und Entfernungen fĂŒr die Minen zu berechnen. delta(t) ist wohl die Zeit, die man schlafen will. 🙂
    Was passiert eigentlich, wen die EisbÀren den Pfahl mit den Minen vorsichtig umlegen? EisbÀren scheinen ja ohnehin DAS Thema auf Spitzbergen zu sein. Mehr davon! Gibt es auch EisbÀr-Legenden?

  2. Olaf sagt:

    HiHo,

    tja an was man alles so denken muss. Aber ich stell mir grad vor wie es ist wenn man schlaftrunken aus dem Zelt wankt und dann von einem solchen GerĂ€t geweckt wird. Bestimmt ganz großes Kino 🙂 Aber so wir die da aufgebaut ist kann ja nix passieren 😉 sind ja die Sicherungsstifte noch drinne. Aber das hat was von Echtem Abenteuer wenn man Nachts das Lager mit Minenfallen schĂŒtzen muss. Passt auf Euch auf und kommt wieder gut Heim.

    GrĂŒĂŸe Olaf

  3. Marike sagt:

    Als ich mit meinem Mann auf Spitzbergen unterwegs war ist wirklich einer aus der Gruppe in den Draht gelaufen. Nach dem Knall ist einschlafen nicht mehr möglich aber immerhin wussten wir das die Minen funkionieren…

    GrĂŒĂŸe in die Arktis, nĂ€chstes Jahr sind wir auch wieder dort!